Wie alles begann. Wer war wichtig, um soweit zu kommen. Was hat mich springen lassen.
Ich werde eine Blog-Reihe über Aventurin One schreiben und dieser ist der erste seiner Art. Über mehrere Episoden werdet ihr uns begleiten in "Fast-Echtzeit" mit den Herausforderungen vor denen wir stehen, den Schritten, die wir umsetzen können und den Menschen, die uns und für uns wichtig sind. Diese erste Episode beginnt mit etwas Hintergrund, wie alles begann ...
Etwas Vorgeschichte
Ich bin bereits mitten in einem neuen Leben - zumindest fühlt es sich so an. Es ist eigentlich mehr ein Wendepunkt dahin. Dies ist mein 1.September 2019 - Post und das ist genau die Zeit, zu der viele Dinge sich verändern, die bis hierher für mehr als ein Viertel Jahrhundert genau so waren.
Ich habe bei SAP gearbeitet - eine in Deutschland ansässige globale Softwarefirma - für mehr als 25 Jahre, bis gestern. Es war eine gute Zeit. SAP ist eine sehr gute Firma, die sich um ihre Mitarbeiter kümmert, die gut bezahlt und eine Kultur fördert, welche Mitarbeiter motiviert Verantwortung zu übernehmen. Ich hatte wirklich nette Kollegen, sehr viele sogar. Und sehr interessante und herausfordernde Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Und großartige Manager und Mentoren. Es sind die Menschen und die Firmenkultur, welche den Unterschied machen. Du weißt ja, "Culture eats strategy for breakfast" - und SAP hat immer die Firmenkultur und die Menschen in den Mittelpunkt gestellt, berechtigterweise. Und das hat zu einem großen Teil zum Erfolg der Firma beigetragen aus meiner Sicht.
Ich habe die Zeit bei SAP sehr genossen und unserer Familie ging es sehr gut. Natürlich hatten auch wir unsere Herausforderungen, wie jeder andere auch, aber insgesamt ging es uns hervorragend. Dennoch nagt die ganze Zeit dieser Gedanke in deinem Unterbewusstsein an dir:
"Musst du nicht der Gesellschaft etwas zurückgeben?".
Ich denke, dass ein weiterer Gedankenanstoß, der mich dem Absprung näher gebracht hat, eine Karte war, mit einem Spruch, der mich tief im Inneren berührt hatte:
"Zahme Vögel singen von der Freiheit, wilde Vögel fliegen!"
Wenn du nur willst und bereit bist für die Veränderung, dann warten unglaublich viele positive Überraschungen auf dich. Du würdest sie niemals erwarten oder sogar danach fragen. Und trotzdem geschehen sie. Und du wirst eine phantastische Welt durch eine ganz neue Brille sehen.
Wie ich auch schon in meinem LinkedIn Post beschrieben hatte, wurden diese Stimmen immer lauter und irgendwann brauchte es nicht mehr viel, um mich über die Kante zu schubsen. Es wandelte sich von "Ich sollte etwas tun" zu "Ich tue jetzt was", und das aufgrund einer unglaublichen Anzahl von Zufällen und wegen der vielen Menschen, die mich auf dem Weg unterstützt haben. Ohne es zu müssen, einfach weil sie es so wollten.
Für mich hat alles mit Awa letztlich begonnen. Awa ist unser Patenkind im Senegal, welches wir über die Hilfsorganisation Plan International haben. Awa war ein kleines Mädchen von acht Jahre zu der Zeit und sie lebt in einem kleinen Dorf in der Gegend von Kaolack, Senegal. Sie hatte im Frühjahr 2018 einen ihrer regelmäßigen Patenbriefe geschickt. Und rückblickend war das der Auslöser aus meiner Erinnerung. Sie hat den Unterschied gemacht. Ich fragte mich
"Warum nicht der Senegal?"
als ein Ort um der Gesellschaft etwas zurückzugeben und ich begann über das Land zu lesen. Der Senegal ist ein politisch sehr stabiles Land. Seit Frankreich den Senegal 1960 aus der Kolonialherrschaft entließ, war jeder politische Machtwechsel an der Wahlurne und ohne Gewalt. Alle Ethnien im Senegal kommen prima miteinander klar. Eine ziemlich gute Demokratie!
Also begann ich noch mehr über den Senegal zu lesen. Ich las, was ich finden konnte im Internet an Fakten und Zahlen, über die Kultur, die Geschichte, die Menschen. Ich las auch verschiedene Bücher vom Reiseführer über Bücher zu persönliche Erfahrungen bis zu Biographien von Menschen, welche zufällig aus dem Senegal stammen und jetzt irgendwo anders leben. Dies ließ ein erstes, grobes Bild in meinem Kopf entstehen.
Irgendwann bin ich völlig zufällig über einen Beitrag in der Tagesschau-App gestolpert, der über einen Australier berichtete, der den alternativen Nobelpreis für seine Arbeit bekommen hatte. Es war Tony Rinaudo, der für die Hilfsorganisation World Vision International (WVI) arbeitet, der die FMNR Methodik erfunden und vorangetrieben hat, die weltweit schon einen riesigen Beitrag leistet, auch und gerade im Senegal. Sie ermöglicht es Bäume aus ihren sowieso existierenden ursprünglichen Wurzeln wachsen zu lassen statt sie (kaufen und) pflanzen zu müssen. Was es zu einer sehr günstigen Methode macht und bereits das Leben vieler Bauern zum Positiven verändert hat. Ich war neugierig und habe WVI kontaktiert, um besser zu verstehen, was FMNR bewirken kann und wie es funktioniert. Nicht einmal 48 Stunden später antwortet Tony mir. Kannst du dir vorstellen, wie überrascht ich war? Ich - ein Niemand - bekommt Informationen von einem Nobelpreisträger.
Irgendwann später habe ich verstanden, dass diese Art Menschen für das brennen, was sie tun. Sie tun es nicht für Geld.
Sie tun es, weil es RICHTIG ist.
Und ich traf so viel mehr Menschen auf meinem bisherigen Weg, die genau so sind. Sie helfen und unterstützen, einfach weil sie es müssen. Sie können nicht anders.
Also las ich immer mehr, aber mir wurde auch klar, dass dies nur die Theorie war. Ich musste das Land und die Menschen vor Ort kennen lernen, um zu sehen, ob die Lösungen, die ich im Kopf hatte, irgendwelche real existierenden Probleme in der echten Welt dort lösen würden.
Und es war Tony, der für mich eine Verbindung zu Chris herstellte, der eine Biofarm im Senegal aufbaut. Gaïa (griechisch für Mutter Natur) hat als Ziel nicht nur Biolebensmittel herzustellen, sondern auch einen fairen Lohn für die Arbeiter zu zahlen und dadurch aus mehreren Perspektiven nachhaltig zu sein einschließlich der sozialen. Und es war Chris, der mich letztlich einlud seine Farm zu besuchen und die Menschen und das Land kennen zulernen. Und er brachte mich mit Tapha in Verbindung, der den Finanz- und Verwaltungsteil für ihn vor Ort führt, während Chris den Großteil des Jahres in 'Down Under' (Australien) verbringt, von wo er stammt.
Parallel habe ich innerhalb der SAP nach Senegalesen gesucht, weil - da bin ich ziemlich sicher - aus jedem Land der Welt jemand bei SAP arbeitet. Und ich hatte recht. Ich fand einen Kollegen in Walldorf, der in Dakar, Senegal geboren war, der nicht einen Moment zögerte und wir begannen uns alle paar Wochen zum Mittagessen zu treffen. Babacar gab mir wertvolle Einsichten zum Land, den Menschen und der Kultur. Und was vielleicht noch wichtiger war, nachdem wir Vertrauen aufgebaut hatten vermittelte er mich an seinen Freund Cheikh in Dakar, der sofort bereit war mich für eine Woche in Dakar an die Hand zu nehmen.
Neben vielen anderen, die ich kennen lernte, waren es Tony, Chris und Tapha sowie Babacar und Cheikh, die herausragen unter den vielen Menschen, die nie zögerten mich zu unterstützen.
Also fuhr ich in den Senegal. Eine Woche in Dakar, zweieinhalb Wochen in Kaffrine / Kaolack. Und ich bin so glücklich, dass ich das tat. Ich traf noch viel mehr phantastische Menschen.
Cheikh hat mir eine "sanfte Landung" im Senegal ermöglicht. Er lebte 28 Jahre in Deutschland und kehrte vor drei Jahren zurück, um sein Land auf dem Weg in die Zukunft zu unterstützen. Er studierte Chemie in Deutschland, hat dort für mehr als zwei Dekaden gearbeitet und möchte sein Wissen den jungen Menschen im Senegal näher bringen. Den Studenten der Universität seine praktischen beruflichen Erfahrungen mitgeben. Weil sie die Zukunft dieses Landes sind. Und dadurch gibt auch er etwas zurück ...
Cheikh und seine Familie führten mich in Dakar und den Senegal ein und ließen mich das Land in einer nicht-touristischen aber dennoch sanften Weise kennen lernen. Und das unglaublich geschmacksintensive, leckere Essen. Danke auch an Meri, Cheikhs Frau.
Ich verbrachte Woche zwei und drei in Kaffrine mit Tapha and Freunden, die ebenfalls Chris mit der Biofarm Gaïa unterstützen. Ich lernte viel über Biolandwirtschaft, habe FMNR aus erster Hand durch Badara gesehen, habe unglaublich viele Menschen über Tapha kennengelernt, wenn wir abends in seinem Hof saßen und über Gott und die Welt sprachen unter dem warmen Sternenhimmel des Senegal.
Was mich wirklich sehr mitnahm war der Anblick, den ich jeden Tag sah, wenn ich von meinem Zimmer den halbstündigen Fußweg auf die Felder von Gaïa machte.
Du siehst die Tiere "grasen" in dem Müllfeld, zum größten Teil Plastikmüll. Und wenn der Berg an Plastikmüll zu hoch wird, na dann wird er halt verbrannt.
Diese Tiere versuchen Nahrung zu finden unter den harten lokalen Bedingungen. Und sie werden die Menschen des Ortes durch ihre Milch oder ihr Fleisch ernähren. Und ich denke niemand glaubt, dass sie sorgsam alles AUSSER Plastikmüll fressen werden. Jetzt stellt euch den Rest selbst vor ...
Ich hatte auch die Möglichkeit unser Patenkind Awa zu treffen. Das war ein überwältigendes Erlebnis für mich. Ich kann immer noch nicht wirklich glauben, welch ein Tag das war. Danke an die Menschen von Plan International in Kaolack!
Und zum Abschluss dieser Episode noch ganz wichtig. Ich habe so viel positives Feedback bekommen und hatte so viele inspirierenden Gespräche mit verschiedenen Menschen, die mich nach vorne tragen. Darüberhinaus jedoch ist es unglaublich wichtig, dass deine Familie hinter dir steht.
Und meine Familie hat mich immer in allem unterstützt, was ich tue. Sehend und akzeptierend, dass diese Entscheidung auch ein Risiko birgt, aber am Ende ist es das wert!
In der nächsten Episode ...
Ihr werdet lesen, wie ich von meinen ursprünglichen Ideen zu dem kam, was wir heute mit Aventurin Waste verfolgen. Und wie ich dann zu einem klaren Schnitt in meinem beruflichen Leben kam. Und schließlich sprang.
All the best, Achim
Lieber Achim, ich bin tief beeindruckt - und wünsche Dir all the Best!!!