Geschwindigkeit âŠ
Es ist Freitag Morgen 7:11. Mitte November 2019, ein kalter Tag im SpÀtherbst. Ich sitze im ICE nach Frankfurt. Ich werde an einer Konferenz von SENGermany teilnehmen, plane dort Babacar zu treffen, viele neue Leute kennenzulernen und mein Netzwerk auszubauen.
Aber fĂŒr den Moment genieĂe ich einfach sehr die Zugfahrt. Ich höre meine Lieblingsmusik und schaue aus dem Fenster in die Dunkelheit. Ich denke nach ĂŒber den Ritt der vergangenen Monate und die unglaubliche Geschwindigkeit mit der Dinge geschehen. Ich bin noch nicht mal dazu gekommen eine weitere Episode meiner Blogserie einmal im Monat zu schreiben, wie ursprĂŒnglich geplant. Deshalb hatte ich mir das fĂŒr diese Zugfahrt vorgenommen.
Wenn ich darĂŒber nachdenke, was alles seit dem letzten Blog passiert ist, so ist das einfach faszinierend - zumindest aus meiner Sicht. Ich habe letztes Mal geendet mit meiner Entscheidung die SAP zu verlassen und mein Leben auf den Kopf zu stellen - und dem Versprechen zu erzĂ€hlen, warum es ĂŒberhaupt Aventurin heiĂt. Lasst mich zuerst dieses Versprechen einlösen.
Warum heiĂt es Aventurin?
Ein Aventurin ist ein Halbedelstein. Und ihm wird nachgesagt, eine positive Kraft zu haben (nein, ich bin nicht so sehr fĂŒr Esoterik, aber dennoch). Seine Farbe ist ein helles GrĂŒn und nun ja, grĂŒn ist die Farbe der Hoffnung, sagt man. Und nicht zuletzt klingt Aventurin Ă€hnlich wie âadventureâ in Englisch oder âaventureâ in Französisch, was beides âAbenteuerâ bedeutet. Aventurin ist eindeutig ein sehr aufregendes Abenteuer fĂŒr mich, welches Hoffnung und positive Kraft zur Welt beitragen soll!
Aber warum Aventurin ONE? Das hat tatsĂ€chlich zwei Dimensionen. Zum Einen bringt es Aventurin Waste und Aventurin Consulting unter einem Dach zusammen. Weil beide auch zusammen gehören. Aventurin Waste um ⊠nun ja, das wisst ihr. Und Aventurin Consulting (englisch fĂŒr âBeratungâ) soll mir letztlich ermöglichen meinen Lebensunterhalt zu verdienen mit allem, was ich bei SAP an Methodiken gelernt habe, um Produkte erfolgreich an den Markt zu bringen, die man mit begrenztem Budget entwickelt - was ich gerade mit Aventurin Waste als Social Business mache. Und Aventurin Waste wiederum wird meine eigenes Referenzprojekt sein fĂŒr Aventurin Consulting.
Die zweite Motivation ist ein wenig mehr philosophisch. Ich glaube fest, dass es nur EINE (= englisch ONE) gibt, die wir alle teilen. Es gibt kein âmeine Weltâ oder âdeine Weltâ oder âihre Weltâ.
Und darĂŒber hinaus gibt es den sehr praktischen Grund, dass die â.oneâ-DomĂ€ne verfĂŒgbar war und sogar gĂŒnstiger als alle anderen. :-)
Was ist bisher passiert?
Beginnen wir dort, wo die letzte Episode dieser Blog-Serie endete. Ich habe tatsĂ€chlich wie geplant die SAP Ende August 2019 verlassen und diesen Tag auch gebĂŒhrend mit Freunden gefeiert, weil es einen Start in einen völlig neuen Lebensabschnitt darstellt. Der SAP âAuf Wiedersehenâ sagend ...
Bis zu diesem Wendepunkt habe ich meine Arbeit bei SAP so professionell wie vorher gemacht - denke ich - und habe die Zeit genutzt, um mit Kollegen noch einmal zu reden, die ich schon sehr lange kenne und mich zu verabschieden. Es gibt so viele Menschen bei SAP, die einen groĂen Teil meines Lebens darstellen und von denen ich die meisten nun deutlich seltener sehen werde, wenn ĂŒberhaupt. Und ich bin sehr dankbar, sie alle getroffen zu haben und ich habe viel von allen gelernt.
Nachdem ich Mitte MĂ€rz aus dem Senegal zurĂŒck war, habe ich parallel begonnen Aventurin Waste voranzutreiben mit der mir zur VerfĂŒgung stehenden Zeit abends und am Wochenende. Und ich habe mit vielen Menschen darĂŒber gesprochen. Weil ich auch nicht anders konnte. Wenn du fĂŒr etwas brennst, dann willst du darĂŒber reden. Als interessante Nebengeschichte: Ich hatte vor lĂ€ngerer Zeit mal etwas darĂŒber gelesen, was erfolgreiche Startups gemeinsam haben. Der gemeinsame Nenner war der GrĂŒnder, der jedem von seiner Vision erzĂ€hlt hat, ob die Leute es hören wollten oder nicht :-). Und durch die schiere Anzahl an Menschen, die die Vision hören und wie sehr du daran glaubst und ebenfalls anfangen deine Geschichte zu glauben, erzeugst du Reichweite! Und du baust ein Netzwerk auf und findest zufĂ€llig Personen, die dich unterstĂŒtzen oder die jemanden kennen, der jemanden kennt und die dich mit einer wichtigen Person in Verbindung bringen, die deine TrĂ€ume zum Leben erweckt. Und ich kann dies eindeutig bestĂ€tigen!
Und so kam auch Sabine dazu. Nachdem ich aus dem Senegal zurĂŒck war, besuchten meine Frau und ich Florian und Sabine, die sehr gute Freunde von uns sind. Nicht ĂŒberraschend erzĂ€hlte ich auch, was ich sah und fĂŒhlte, als ich den PlastikmĂŒll gesehen hatte, was ich recherchiert hatte und wovon ich trĂ€umte. Und du konntest Sabine Feuer fangen sehen :-). Und jetzt arbeiten wir sehr eng zusammen und ergĂ€nzen uns gegenseitig mit unseren verschiedenen FĂ€higkeiten, Erfahrungen, StĂ€rken, Netzwerken, âŠ
Als erstes entschieden Sabine und ich, dass wir etwas zum Zeigen haben mĂŒssen, wenn wir unsere Geschichte anderen Menschen verkaufen wollen. Du kannst nicht immer wieder beginnen die gleiche Geschichte noch einmal von vorne zu erzĂ€hlen oder wieder und wieder die gleichen Dokumente in einer Email zusammenzustellen, die sowieso bald nicht mehr aktuell sind. Deshalb haben wir unseren Internetauftritt unter www.aventurin.one/waste aufgebaut und haben dies von Anfang an in drei Sprachen getan, weil wir glauben, dass dort unsere Zielgruppe (ihr) zu Hause ist. Und wieder fanden wir Menschen, die uns unterstĂŒtzen, weil sie an unseren Traum glauben. Eine von Sabines Freundinnen ist Eva, die unsere ganze Website ins Französische ĂŒbersetzt hat und die Blog-Serie, die ihr gerade lest, wurde von Chantal und Thomas ĂŒbersetzt, die bei SAP arbeiten. VIELEN DANK!
Wir arbeiten weiter mit unserem Technologiepartner Biofabrik zusammen, um die FĂ€higkeiten der Anlage noch besser zu verstehen, auf was wir achten mĂŒssen beim Stockfeed (das PlastikmĂŒll-Eingangsmaterial), was genau das Ergebnisprodukt ist, wie damit umzugehen ist, ⊠Und da weder Sabine noch ich Chemiker sind, haben wir versucht in unserem Freundeskreis dieses Wissen zu finden und wir bauen parallel eine Partnerschaft mit UniversitĂ€ten auf, die uns begleiten werden. Wir versuchen ein Tandem hinzubekommen mit einer UniversitĂ€t aus dem Senegal und aus Deutschland.
Wir haben auch einen Förderverein gegrĂŒndet hier in Deutschland, um Gelder sammeln und Spendenquittungen ausstellen zu können (wir sind von den deutschen Steuerbehörden als gemeinnĂŒtzig anerkannt). Dorthin habe ich auch einen Teil meiner SAP-Abfindung gespendet, so dass sich auch der deutsche Staat gewissermaĂen helfend beteiligt ;-). Und ĂŒbrigens, wenn ihr uns unterstĂŒtzen wollt, besucht die Seite unseres Fördervereins.
Ein anderer wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist das Netzwerk im Senegal zu erweitern, weshalb wir Kontakt zum deutschen Botschafter in Dakar Stefan Röken aufgenommen haben wie auch zu Irene Mingasson, der EU-Vertreterin im Senegal. Und wir bekommen sehr starke UnterstĂŒtzung von beiden wie auch von ihren Teams, nicht finanziell aber durch ihr Netzwerk wiederum, was wahrscheinlich noch viel wertvoller ist. Durch die Deutsche Botschaft haben wir Kontakt bekommen zur GIZ in Dakar, welche das deutsche, ausfĂŒhrende Organ des âBundesministeriums fĂŒr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungâ ist mit Namen âGesellschaft fĂŒr Internationale Zusammenarbeitâ oder kurz GIZ. Sie alle beraten uns sehr aktiv in kritischen Fragestellungen und verknĂŒpfen uns mit den richtigen Personen in der senegalesischen Wirtschaft, die zu unserem Traum beitragen können.
Wir sind auch als Teilnehmer der ActOnPlastic Initiative gestartet und sind Teil der aktuellen Gruppe. SoulBottles, ProjectTogether und die Röchling Stiftung sind die Haupttreiber und Sponsoren dieser Initiative âŠ
Und wir reden mit ganz vielen Leuten, um die Finanzierung fĂŒr dieses Projekt auf die Beine zu stellen. Sei es die Röchling Stiftung, sei es das âReferat fĂŒr Entwicklungszusammenarbeitâ des saarlĂ€ndischen Kultusministeriums (und brandaktuell: Uns wurde ein erster Förderantrag fĂŒr Gelder fĂŒr 2019 durch das saarlĂ€ndische Kultusministerium genehmigt - vielen Dank!), seien es private Verbindungen, sei es durch mein SAP Netzwerk, sei es CSR (Corporate Social Responsibility) Budgets im Senegal, sei es âŠ
Wenn ihr zufĂ€llig jemanden kennt, der einen Haufen Geld ĂŒbrig hat und etwas fĂŒr die Gesellschaft damit tun möchte, und vielleicht sogar gegen PlastikmĂŒll, schickt ihn einfach vorbei ;-)
Wir nutzen auch das SAP Alumni Netzwerk, welches super hilfreich ist. Damit nehmen wir Kontakt auf zu frĂŒheren SAP Kollegen, die Gott-weiĂ-wo sind und Gott-weiĂ-was machen. Und bereit sind zu unterstĂŒtzen!
Aventurin Waste unterstĂŒtzt mittlerweile auch die EntrepreneursForFuture (E4F) Initiative.
Und damit sind wir in groben ZĂŒgen auf dem aktuellen Stand mit den bisherigen Entwicklungen und können uns der Zukunft zuwenden.
Was steht an?
Ich werde wieder in den Senegal fahren, aber dieses Mal wird Sabine dabei sein. Wir werden Freunde vom ersten Besuch treffen und auch krĂ€ftig unser Netzwerk erweitern. Wir werden die Menschen persönlich treffen, die wir bisher nur per Telefon oder per Mail kennengelernt haben, beispielsweise von der deutschen Botschaft, von der EU AuĂenbeauftragten, von der GIZ, von der senegalesischen Regierung bzw. Verwaltung, ...
Wir wollen Klarheit darĂŒber gewinnen, was die bestmögliche Region wĂ€re fĂŒr den Start der Produktion unserer ersten Anlage, der fĂŒr die zweite HĂ€lfte 2020 geplant ist. Und ich höre immer wieder, dass ich optimistisch bin, aber herausfordernde Ziele zu haben hilft uns zu fokussieren. :-)
Wir mĂŒssen auch die Frage nach der am besten geeigneten Rechtsform klĂ€ren fĂŒr den Betrieb unseres Social Business im Senegal. Wir mĂŒssen herausfinden, wer ein guter Partner - im Sinne von klassischer Recycler - wĂ€re um zu starten. Wir mĂŒssen die staatlichen Regularien herausfinden, um solch ein GeschĂ€ft zu fĂŒhren. Wir mĂŒssen mit potentiellen Kunden reden, die unser Endprodukt kaufen wĂŒrden. Wir mĂŒssen besser verstehen, wie das Leben eines MĂŒllsammlers aussieht. Wir mĂŒssen verstehen, wie ein möglicher Sammelservice fĂŒr PlastikmĂŒll aussehen könnten und mit wem wir partnern könnten. Wir mĂŒssen verstehen, ob wir unsere Unternehmung querfinanzieren könnten, wenn wir mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten, die ihren PlastikmĂŒll loswerden wollen. Wir mĂŒssen sehen, ob wir Firmen finden, die mit uns partnern wollen und uns mit CSR (corporate social responsibility, also die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens) Budget unterstĂŒtzen. Und die Liste geht weiter und weiter und weiter âŠ
Wenn wir uns die Liste anschauen, werden wir wahrscheinlich nicht alles auf einmal lösen können in diesen nicht mal zwei Wochen. Aber wir arbeiten uns voran.
Im Laufe der Reise werden wir auch die Menschen besuchen, die ich im Februar / MĂ€rz Zeitraum kennengelernt hatte und mit denen wir teilweise bereits Bildungsprojekte zur Nachhaltigen Entwicklung gestartet haben mit SchĂŒlern und Studenten. Unter dem Prinzip âLernen statt Umlernenâ.
Niemand hat gesagt, es wird einfach, aber es ist es definitiv wert und lohnend aus vielerlei Hinsicht!
Bevor wir in den Senegal aufbrechen, werden wir auch lokal in unserer Region mehr in die Ăffentlichkeit gehen. Wir werden eine erste Veranstaltung Ende November machen, um mit den Menschen der Region ins GesprĂ€ch zu kommen und UnterstĂŒtzung fĂŒr unseren Ansatz im Senegal zu finden. Wir werden auch eine Diskussion um PlastikmĂŒll bei uns lostreten. Wir haben andere Probleme mit PlastikmĂŒll hier in Deutschland und es wird andere Lösungen geben als im Senegal.
Und der historische Weihnachtsmarkt in SaarbrĂŒcken gibt uns eine weitere Gelegenheit, um mit den Menschen ins GesprĂ€ch zu kommen.
Jetzt geht es mit dem Zug zurĂŒck nach Hause, wir verlassen Frankfurt Hauptbahnhof mit einem sehr schönen Blick. Sehr vielversprechend!
In der nÀchsten Episode ...
In der nĂ€chsten Episode dieses Blogs werden wir darĂŒber erzĂ€hlen, was wir auf unserer Reise erlebt haben, ĂŒber neue Herausforderungen und neue Möglichkeiten. Und neue Freunde.
All the best, Sabine und Achim
Toll, dass alles so gut bei euch lÀuft. Wir vermissen dich zwar auch ein bisschen bei der SAP, aber es ist toll zu sehen, wie sich eure Idee immer weiter entwickelt und ihr ein Netzwerk aufbaut! Ich freue mich schon auf den nÀchsten Bericht! Lg Anne